Hans Slanar (1890–1955)

case study, EDU_COLL_010


Der Wiener Pädagoge, Geograph und Autor Johann Wenzel Josef – genannt Hans – Slanar zählt zu den wirkmächtigsten Lehrpersonen der Ersten Republik. Als ältestes von acht Kindern einer Arbeiterfamilie, promoviert er 1914 zum Doktor der Philosophie und legt zwei Jahre später die Lehramtsprüfung für Mittelschulen in Geographie und Geschichte als Hauptfächer und Deutsch als Nebenfach ab. Im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wird er, als überzeugter Sozialist, 1919 Lehrer für Erdkunde und Geschichte an der von Otto Glöckel begründeten Staatserziehungsanstalt Wien XIII (ab 1920 Bundeserziehungsanstalt Wien-Breitensee) bis zu seiner strafweisen Enthebung und Versetzung in den Ruhestand durch die NSDAP im Mai 1938. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus wird Slanar wieder in den Schuldienst eingesetzt und arbeitet als Direktor des Bundesgymnasiums XVIII (Klostergasse 25) bis zu seiner endgültigen Pensionierung 1953. Er stirbt 1955 in Wien.

Wanderungen, Studienreisen, Expeditionen führen Slanar weit durch Europa, das westliche Kleinasien und Afrika. Er dokumentiert seine Reisen mit Fotos, selbstgezeichneten Karten und Texten, veröffentlicht als Wissenschaftler, legt eine international bedeutende Fachbibliothek an und ist als begeisterter Alpinist volksbildender Vortragender. Als Lehrer, von seinen Schülern hoch geschätzt, setzt er die Ideen und Vorhaben der Wiener Schulreform nach 1918 beispielgebend um. Als Autor von zahlreichen Erdkunde-Lehrbüchern zeigt insbesondere sein 1928 erstmals erschienener, kunstvoll ausgeführter Atlas sein hohes kartographisches Können und sein feines methodisches Empfinden.

Zwischen 1923 und 1938 ist Slanar zusätzlich als Dozent für Geographie und Methodik sowie als Exkursionsführer am Pädagogischen Institut der Stadt Wien tätig. 1922 zum Mitglied der Lehrbücherkommission im Bundesministerium für Unterricht sowie 1925 zum Mitglied der Prüfungskommission für Volks- und Bürgerschulen ernannt, fungiert er damit als Prüfer für Geographie bei Hauptschullehramtsprüfungen. Seit 1924 wirkt er als wissenschaftlicher Berater am Kartographischen vormals Militärgeographischen Institut in Wien und hat wesentlichen Anteil an der Schaffung und Ausgestaltung der neuen österreichischen Staatskarten.

(Text und Fallstudie: Christian Dewald)

BILD: Slanar-Atlas 1928. Das Rathaus und seine Umgebung als neues Zentrum der Stadt, in: Slanar, Hans: Atlas für Hauptschulen, Mittelschulen und verwandte Lehranstalten, Wien/Leipzig 1933, 1.

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