Zeigeorte – Schulkinos

Fallstudie, EDU_COLL_004


In der Datenbank berücksichtigt sind sämtliche Wiener Schulkinoadressen nach 1918 bis in die 1930er Jahre, konkret jene Adressen, die im Kino-Kataster des Wiener Stadt- und Landesarchivs (WStLA) als Schulkinos geführt und/oder in den Kino-Akten als Schulkinos verzeichnet sind. [1] Zudem fanden jene Adressen Eingang in die Datenbank, die sich über die Kino-Katasterblätter im Karton "Stadtschulrat (Landesschulrat), B3 - Zentral-Erlässe: 1918-1931" [2] des WStLA eruieren ließen. Sämtliche von der Magistratsabteilung 52 vergebenen Konzessionen, die als handschriftlich ausgefüllte Kino-Katasterblätter vorliegen, wurden transkribiert und sind auch als Scans abrufbar. Sie verzeichnen Standort; Bezeichnung der Institution; Name und Adresse des Konzessionsinhabers; Datum, Zahl und Dauer der Konzession; Umfang der Konzession; Fassungsraum; Pächter; Geschäftsführer und Operateur. In der Datenbank wurden die Kino-Katasterblätter und damit die einzelnen Zeigeorte mit den Signaturen der vorhandenen zugehörigen Kinoakten des WStLA sowie mit den vorhandenen Einträgen auf der Wien-Geschichte-Wiki-Seite verlinkt.

Zusätzlich aufgenommen wurden die in der Zeitschrift DAS BILD [3] als Schulkinos genannten Adressen/Orte, insbesondere in den Bundesländern, deren Konzessionen die Bezirkshauptmannschaften vergeben haben. Berücksichtigt wurden darüber hinaus die in DAS BILD genannten Urania-Betriebe in den Bundesländern, die als selbständige Vereine auch Schulkinoaufgaben übernahmen.

Die Kino-Katasterblätter zeigen mehrere Typen von Schulkino-Lizenzen: "Schulkino", "Volksbildung/konzessionsfrei", "ambulant", "Genehmigte Kinoanlagen ohne Konzession". Auf der Datenbank-Map, ergibt sich damit, vor allem für Wien, ein bislang nicht berücksichtigtes Geflecht an Zeigeorten von Stand- und Laufbildern, das abseits der kommerziellen Kinos bis Ende der 1920er Jahre floriert hat. Danach konnte mit der Einführung der Schmalfilme das seit den Anfängen der Schulkinobewegung [4] verfolgte Ziel – das Klassenkino – rasch verwirklicht werden [5] und die Bedeutung der Schulkinos nahm ab.

Der österreichische Schulkinobund hatte 1926 die Definition für ein Schulkino noch eng gefasst: "Bei Beratung der Satzungen für den Schulkinobund hat der vorbereitende Ausschuß den Begriff Schulkino festgelegt: kinematographische Anlagen, in welchen unterrichtliche, belehrende, erziehliche, gemüts- und geschmackbildende Lauf- bzw. Stehbildvorführungen mit Ausschluß schulfremder Personen stattfinden. Jede auch außerhalb des Schulhauses befindliche Vorführungsstätte bei der obige Voraussetzungen zutreffen, sind ebenfalls Schulkinos. Als Leiter eines Schulkinos kommen nur Lehrpersonen in Betracht, die zugleich für die Vorführungsprogramme verantwortlich sind." [6] Als überraschendes Ergebnis der Arbeit gilt, wie viele verschiedene Institutionen bereits in den 20er Jahren neben Schulen und Hochschulen/Universitäten als Schulkinos und damit als Bildungsinstitutionen geführt wurden: Museen, Vereine, Parteisektionen, Ministerien, Kindergärten, Horte u.a. Sie brachten das ganze Repertoire von klassischen Unterrichts- bis zu sogenannten Nachmittags- und Fürsorgevorführungen, zumeist Kulturfilme, Spielfilme von hohem künstlerischen Wert und propagandistische Filme.

(Text und Fallstudie: Christian Dewald)

Anmerkungen:

[1] WStLA, M.Abt. 350, K10 – Kino-Kataster 1929-1939, Schulkino.
[2] WStLA, Stadtschulrat (Landesschulrat), B3 - Zentral-Erlässe: 1918-1931.
[3] Das Bild – im Dienste der Schule und Volksbildung. Schriftleiter: Dr. Heinrich Fuchsig, Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1924–1931.
[4] Zur Geschichte von Filmvorführungen in österreichischen Schulen, die am 20. Mai 1912, in der Bürgerschule, Wien, XV., Friedrichsplatz ihren Ausgang nimmt, vergleiche: Heinrich Fuchsig: Rund um den Film. Grundriss einer allgemeinen Filmkunde, Wien/Leipzig 1929.
[5] Josef Filip, Obmann des Schulkinobundes, Wien: Einrichtung und Organisation von Schulkinos. In: DAS BILD, Heft 3, 1.3.1929, S. 56–60, hier: S. 58.
[6] NN: Was ist ein Schulkino? In: Das Bild, Heft 7/8, 1.7.1926, S. 114.

BILD: Schulkino St. Pölten. In: Das Bild, Heft 9, 1.9.1929, S. 165.

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