Diskussions-, Fragezeichen- und Impulsfilm: Neue Formate 1960–1970

case study, EDU_COLL_001


Coverbild "Phoebe" (1964)
Ab Anfang der 1960er Jahre werden im Zuge der Neuorientierung der Pädagogik an Österreichs Schulen Filme in neuen Zusammenhängen eingesetzt: Neben die stummen Unterrichtsfilme, die trocken Sachwissen (meist aus Naturwissenschaft und Technik) vermitteln sollen, treten zunehmend solche, die aktuelle, oft heikle Themen in der Gesellschaft und dem Leben von Jugendlichen ansprechen und Gespräche anregen sollen.
Der Begriff des "Diskussionsfilms" erhält Konjunktur, mit dem "Fragezeichenfilm" wird sogar eine Form des narrativen Kurzfilms kodifiziert, der Fragen aufwerfen, aber eben nicht beantworten soll. Solche Filme werden teils, in der BRD und (selten) in Österreich, eigens für diesen Zweck hergestellt, teils aus dem internationalen Kurzfilmschaffen herangezogen und mit pädagogischen Begleitmaterialien versehen (z.B. "Phoebe").
Der Boom des Fragezeichen- und Diskussionsfilms ist auch Ausdruck einer zunehmenden Präsenz einer Medienpädagogik im Schulunterricht, die sich nicht nur als Abwehr schädlicher Reize, sondern auch als wertschätzende Erziehung zum "guten" Film versteht. Unterricht mittels Film und Filmerziehung werden stärker zusammengeführt, damit wird die vehemente Abgrenzung des schulischen Lehrfilms von unterhaltenden Filmformen, die im deutschen Sprachraum lange dominant ist, auch abgeschwächt.
Den Einsatz künstlerischer Kurzfilme im Unterricht begleitet ein anderes Phänomen, das ebenfalls mit alten Normen des kompakten, sachlichen Unterrichtsfilms in Kontrast steht: Ab Anfang der 1970er Jahre wird in Österreich das Konzept des "Impulsfilms" erprobt: Dabei handelt es sich um kurze Filme, die ihre Materie wenig gestalten, sondern lose Anreize zur Beobachtung und dem Bericht über die eigenen lebensweltlichen Assoziationen geben sollen. Auch hier wird nicht auf klare Angaben gesetzt, sondern der geschärften Filmwahrnehmung und dem abschließenden Gespräch viel zugetraut – viele Lehrer:innen befinden auch: zu viel.

Die Fallstudie präsentiert ausgewählte Fragezeichen- und Diskussionsfilme aus dem deutschsprachigen Raum sowie aus Kanada und der damaligen Tschechoslowakei, die für diesen Filmtypus sehr prägend waren (z.B. "Phoebe") oder die hier häufig eingesetzte Form der Animation repräsentieren ("Die Hand"). Vor allem sollen sie Bandbreite dieses Genres repräsentieren.

(Text und Fallstudie: Marie-Noëlle Yazdanpanah, Joachim Schätz)

BILD: Coverbild "Phoebe" (1964), in: Film Bild Ton, H. 6/1966, Cover.

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