Was enthält die Datenbank und Mediensammlung?


Die Datenbank und Mediensammlung "Lehrfilmpraktiken" versammelt Ergebnisse unserer Forschung zu Lehrfilmpraktiken in Österreich zwischen 1918 und 1970. Sie ist mit Stand der Publikation die bislang umfassendste Ressource zur Geschichte des Lehrfilms in Österreich, erhebt aber nicht den Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit. (Viele wichtige Einsatzweisen von Filmen in pädagogischen Zusammenhängen in Österreich haben wir – aus Zeit im Rahmen des Projekts nicht untersucht, beispielsweise den Einsatz von Filmen durch die Alliierten zur demokratischen Bildungsarbeit (reeducation) im Zusammenhang mit der Entnazifizierung Österreichs ab 1945.) Die Datenbank und Mediensammlung enthält Einträge zu Personen, Organisationen, Standorten, Ereignissen, Filmen, Texten und Bildobjekten, die wir beforscht haben. Sprache der Website ist deutsch. Die Feldnamen und viele der kontrollierten Vokabulare sind aber auch auf englisch verfügbar. Die Einträge sind unterschiedlich dicht annotiert:

1) Schwerpunkte: Zu 50 Personen und 27 Organisationen wurden Informationen redaktionell ausrecherchiert und in Form von historischen Kurzüberblicken zusammengetragen. Zu 38 der erfassten Filme sind Digitalisate (meist vollständig, manchmal als Ausschnitte) frei zugänglich dem Eintrag beigefügt. Bei Suche oder Browsen sind diese Schwerpunkteinträge mittels Filtern gut erreichbar: für Personen über den Filter "Biografie", bei Organisationen über "Historischer Überblick", bei Filmen über den Filter "Hat Video oder Bild". Diese Einträge stellen nur einen kleinen Teil der erfassten Menschen, Organisationen und Filme dar. Sie sind eine beispielhafte Auswahl, um die Bandbreite der Lehrfilmpraktiken in Österreich zu vermitteln. Für die Auswahl der Filme spielten neben den Grenzen der Forschungszeit auch Rechtefragen eine Rolle.

Neben den ausgewählten Videos enthält die Mediensammlung Digitalisate zu allen erfassten 20 Bildobjekten und über 380 Texten. Darunter befinden sich Begleithefte zu gesichteten Filmen sowie als besonders relevant oder aufschlussreich ausgewählte Zeitungs- und Zeitschriftenartikel zu Lehrfilm-Themen. Erstmals online verfügbar gemacht wurden sämtliche 60 Hefte der Zeitschrift "Das Bild im Dienste der Schule und Volksbildung", die zwischen 1924 und 1930 das Zentralorgan der österreichischen Lehrfilmbewegung war. Oft sind die Einträge zu Medienobjekten auch mit erläuternden Anmerkungen (formuliert vom Projektteam) oder Beschreibungen (Zitate aus Quellentexten) zum Objekt versehen.

Viele der mit ausrecherchierten Informationen oder Digitalisaten angereicherten Beiträge sind auch Teil der 19 Fallstudien unserer Seite. Diese versammeln Einträge entlang unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte und Fragerichtungen. Eine dieser Fallstudien – "Zeigeorte – Schulkinos" – rekonstruiert auf einer Landkarte das Netzwerk der 149 eigens lizenzierten Schulkinos im Österreich der 1920er und 1930er Jahre, unter Rückgriff auf die Konzessionsdokumente des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Wir hoffen, mit diesen Informationen weitere Forschung anregen zu können, planen eine graduelle Erweiterung der Einträge durch fortlaufende Forschung und freuen uns auch über zusätzliche Informationen!

2) Dokumentation der Filmrecherche: Neben diesen Schwerpunkten dokumentiert die Datenbank und Mediensammlung auch unsere Filmsichtungen und -recherchen während des Projekts. Über 850 Filme, die gesichtet wurden, sind mit Metadaten (einschließlich Informationen zu ihrer Auffindbarkeit in einem Filmarchiv), Credits und Verschlagwortung (etwa zu den betreffenden Wissensgebieten und formalen Verfahren des Films) erfasst und sollen anderen Forschenden und Interessierten die zukünftige Suche erleichtern. Ein Großteil der dokumentierten Personen und Organisationen sind mit diesen Filmen verbunden. 

Ich möchte einen der Filme sehen, wie finde ich ihn? – Wenn wir eine Filmkopie ausfindig gemacht haben, ist im Feld "Externe ID" (englisch: "External Identifier") immer auch das Filmarchiv angegeben, an dass Sie sich wenden können. Wenn unser Datenbank-Eintrag Screenshots des Films enthält, dann verfügt das Archiv nicht nur über die analoge Filmkopie, sondern auch über eine digitale Sichtungskopie davon. (Mehr Angaben zum Medienobjekt, das wir gesichtet haben, finden Sie im aufklappbaren Feld "Manifestationen und Items" / "Manifestations and Items" ganz unten im Eintrag.)

Umfasst die Filmdatenbank alle Lehrfilme, die in Österreich und – in den Jahren der nationalsozialistischen Annexion 1938–1945 – der Ostmark produziert oder gezeigt wurden? Nein! Die eingetragenen Filme stellen eine breite Auswahl aus den Filmtypen und Wissensgebieten dar, die den Lehrfilm in Österreich in der Zeit ausgemacht haben, aber keine vollständige Sammlung. Für vollständigere Gesamtüberblicke nützlich sind andere Quellen wie die beiden Filmkataloge der SHB, der Lehrfilmstelle des österreichischen Unterrichtsministeriums nach 1945, die wir in vollem Umfang verfügbar machen (die Kataloge sind von 1963 und 1971). Außerdem sind in unserer Auswahl auch Filme enthalten, die nicht im engeren Sinn Lehrfilme sind, aber für unsere Sichtungen und Überlegungen zum Verhältnis von Film und Pädagogik erhellend waren – etwa auch ein sowjetrussischer Spielfilm über Jugenderziehung, der in Österreich Gegenstand bildungspolitischer Veranstaltungen war ("Der Weg ins Leben"), oder ein 2019 entstandener Nachrichtenbeitrag über den Videoeinsatz eines Sportlers ("Trainingsalltag eines Diskuswerfers - Lukas Weißhaidinger"). 

Das Metadaten-Schema der Database and Media Collection greift, mit geringfügigen Ergänzungen, auf das Metadaten-Schema zurück, das im Rahmen der Horizon 2020 Innovation Action Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age entwickelt wurde. (Siehe dazu deren Dokumentation.) Wir wollen zwei Besonderheiten des Schemas betonen, die wir als Beiträge zu einer transparenten Kommunikation unserer Rechercheprozesse verstehen: Erstens gibt es extensive Quellenangaben für einzelne Feldeinträge, um die Nachvollziehbarkeit der Informationen beizubehalten – egal ob es sich bei der Quelle einer Aussage um Sekundärliteratur, Archivakten oder auch um interne Arbeitsdokumente oder Namen gesichteter Videodateien handelt. In den Einträgen zu Filmen werden die Daten der filmischen Werke (AVCreations) unterschieden von den verschiedenen Manifestationen des Werks (AVManifestations). So zählen etwa eine 16mm-Filmkopie und deren Digitalisat als mp4-Datei als verschiedene Manifestationen desselben Werks, wie auch verschiedene Rollen mit Schnittmaterial, das für den Dreh eines Films entstand. Auf dieser Website haben wir systematisch nur die Manifestation erfasst, die uns zur Recherche vorlag – oft ein Videodigitalisat. 

(Joachim Schätz)


Franz Prowaznik: Entwurf eines Filmkarteiblattes, in: Das Bild im Dienste der Schule und Volksbildung, 01.05.1929, 98–99.
Auch die beforschte Literatur ist mit dem Anlegen von Datenbanken beschäftigt: hier der Entwurf für ein Filmkarteiblatt anno 1929 (Das Bild, H. 5/1929, 98–99)