Film zwischen Forschung und Lehre: Zoologische Sammlung der Universität Wien

Fallstudie, EDU_COLL_006


Die Verwendung von Film in der Wissenschaft steht häufig quer zur Vorstellung von Filmen als in sich geschlossenen und voneinander abgrenzbaren Werken: Filmaufnahmen werden als Notizen im Rahmen der eigenen Forschung gemacht, gelegentlich in Lehrveranstaltungen oder auf Kongressen gezeigt, dafür vielleicht mit anderen Aufnahmen (eigenen und fremden) zusammengeschnitten und gesammelt, ohne dass je ein filmisches Werk mit einem offiziellen Titel entstehen oder in Verleih geraten würde. Ein Beispiel für diese Art von Filmgebrauch, in der Forschungs- und Lehrfunktion sich rückwirkend nur schwierig auseinanderhalten lassen, ist der Film- und Videobestand der Zoologischen Sammlung der Universität Wien. Dieser wurde im Rahmen des Projekts "Praktiken des Lehr- und Unterrichtsfilms" erstmals erfasst. Von den über hundert dokumentierten Medienobjekten sind nur wenige fertige filmische Werke mit einer über das Institut hinausgehenden Vorführ- und Verleihgeschichte. Ein Gesamtüberblick über die erfassten Informationen lässt sich in der BROWSE-Funktion der Website gewinnen ("Filme" wählen, dann Filter "Archiv", Auswahl: "Zoologische Sammlung, Unversität Wien").

Diese Fallstudie stellt drei ausgewählte Filme aus diesem spannenden, rätselhaften und in der Bildqualität oft betörenden Bestand vor: So handelt es sich bei "Areguian" zwar nicht um einen fertigen Film, aber auch nicht, wie bei vielen Rollen (vor allem aus dem Bestand von Professor Heinz Splechtna), um Rohmaterial, sondern um einen Zusammenschnitt, teils als Originalpositiv, teils in Kopie. Diese Montage sowie Abnützungsspurenn an den Transportlöchern der Filmkopie weisen auf einen Einsatz in der Lehre und/oder bei Tagungen hin. Die "edge codes" am Rand der Filmkopie datieren den Rohfilm auf 1964/65, die Aufnahmen sind also jedenfalls erst danach entstanden. "Was ist 'Verhalten'" ist wieder ein Zusammenschnitt, der diesmal aber auch fremdes Material enthält (u.a. aus dem Lehrfilm "Bewegung der Quallen", 1953, https://av.tib.eu/media/22816) und vermutlich für die Lehre gedacht war. "Dr. Abel – Einsiedlerkrebs – Bespr. mit Autor" enthält die Filmaufzeichnungen eines Versuchs, die auf einem beiliegenden maschinengeschriebenen A4-Blatt gedeutet werden – ein Beispiel für das Ineinandergreifen von Film und Text als "Aufzeichnungssysteme" in der universitären Forschung und Lehre.

Dass Film auch als Mittel der populären Vermittlung von Wissenschaft beliebt war und ist, daran erinnert der vierte Film, "Arabische Korallen" (1957): Bei diesem Vortragsfilm für den Verband Wiener Volksbildung handelt es sich über eine frühe Regiearbeit von Erich Abel, später Professor am Institut für Zoologie, aus dessen Nachlass viele Filme der Sammlung stammen. Die starke Verbindung akademischer Forschung zur Volksbildung in Film und Fernsehen wird schließlich auch in der biografischen Skizze zu Ferdinand Starmühlner, ebenfalls Professor am Institut für Zoologie, betont.

(Text und Fallstudie: Joachim Schätz)

BILD: Still aus dem Film "Areguian"

Personen
Filme
Texte
Lade...
Lade...
Lade...