Staatliche Filmhauptstelle

Organisation, EDU-A-0000539

Staatliche Filmhauptstelle, Programm 1922
Staatliche Filmhauptstelle, Programm 1922
Annonce, in: Die Filmwelt, Nr. 7 (1922), 14–15.
Staatliche Filmhauptstelle (offizieller Name)

Quelle: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx

Bundesstaatliche Filmhauptstelle (Alternativer Name)

Quelle: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx

FHS (Kurzbezeichnung)

Quelle: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx

Staatliche Film-Hauptstelle (Schreibvariante)

Quelle: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx
1919 (date of foundation)

Quelle: Zertifikationsversorgung bei der staatl. Film­-Hauptstelle. ÖStA, AdR, BMU, Zl. 2722, Zl. 2880, ex (30. Juni–24. Juli) 1919.

1924-07-19 (date of dissolution)

Quelle: Verena Moritz, Karin Moser, Hannes Leidinger: Kampfzone Kino. Film in Österreich 1918–1938, Wien 2008, 53–54.
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Staatliche_Filmhauptstelle

Quelle: NN: Staatliche Filmhauptstelle, in: Wien Geschichte Wiki, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Staatliche_Filmhauptstelle (2023-07-04).
Das k. u. k. Kriegspressequartier (KPQ) richtete während des Ersten Weltkriegs in Wien eine eigene Filmstelle ein. Nach Kriegsende wurde sie in eine Staatliche Film-Hauptstelle (FHS) umgewandelt, die sich der wissenschaftlichen, medizinischen und industriellen Filmproduktion widmete. [1] Die österreichische nationale Filmproduktion wurde stark von deutschen Filminstituten wie der UFA beeinflusst. Verschiedene Vertreter der Medizinischen Universität Wien, darunter Alphons Poller, Leiter der Abteilung für Darstellende Medizin, befürworteten eine wissenschaftliche und medizinische Ausrichtung bei der Produktion von Lehr- und Gesundheitsfilmen, ähnlich wie es die Kulturfilmabteilung der Universum Film AG (UFA) in Berlin tat. Sie schlugen vor, dies auch in Wien umzusetzen. [2]

Die Umwandlung des KPQ in eine allgemeine nationale Filmabteilung, die FHS, entsprach dem europaweiten Trend, den Film als nationales Propagandainstrument und als Mittel der visuellen Erziehung zu nutzen. [3] Die FHS wurde vom Unterrichtsministerium sowie den zuständigen Behörden für Wissenschaft, Gesundheit und Kunst (Staatsamt für Kultus) verwaltet. Zunächst war die FHS in den alten Räumen des KPQ in Wien untergebracht, sodass sie räumlich und verwaltungstechnisch noch in gewisser Weise mit dem Militär verbunden war. Ehemalige Militärangehörige entschieden sich jedoch dafür, im Militärmuseum im alten Arsenal zu arbeiten. Die Gründung der FHS wurde zudem vom Staatsamt für soziale Fürsorge und Volksgesundheit sowie dem Technischen Museum für Industrie und Gewerbe unterstützt. In der Gründungssatzung der FHS wurde festgelegt, dass die Filme der FHS unter anderem zur Aufklärung über Volksgesundheit und wissenschaftliche Forschung dienen sollten und der Film als nationales und internationales modernes Propagandainstrument genutzt werden sollte. [3] Erst im März 1921 wurde beschlossen, dass die FHS nicht länger dem Heeresministerium unterstand, sondern eine eigenständige nationale Filmabteilung wurde, die dem Generalkanzleramt unterstellt war. Die Filmabteilung sollte weiterhin zur Förderung der Produktion von "künstlerischen, wissenschaftlichen und lehrreichen Filmen" [4] beitragen und die nationale Filmkultur durch die Einführung von Filmbeauftragten und fachspezifischen Erhebungen bereichern. In seinem Bericht von 1919 erwähnte der erste Vorsitzende der FHS, Wottawa:

"Wir leben heute im Zeitalter der [Kommunalisierung und] Sozialisierung. Kein ernst zu nehmender Abgeordneter oder eine sonstige, in der Öffentlichkeit stehende Person werde sich finden, die sich zum Schutze großer Privatgewinne berufen fühlt. […] Die Kampfrufe, die von den verschiedensten Volksbildungs– und Aufklärungskorporationen seit Jahren gegen die Unkultur des Kinos erhoben wurden, sind nie ganz verstummt, und unser Unterrichtsamt muss unsere Bestrebungen besonders begrüssen, da wir die Hinaufführung in eine höhere Stufe unserer Volksbildung und Volkskultur anstreben." [5]

Die anfänglich geplante enge Zusammenarbeit mit Filmemachern und privaten Filmproduzenten blieb begrenzt und wurde vermutlich vom Institutsausschuss und dem FHS-Beirat gefördert, um möglichen Wettbewerb einzudämmen und die Chancen für die Entwicklung einer rentablen nationalen Filmkultur zu verbessern [6].

In den Jahren 1925 bis 1927 wurden alle operativen Bereiche der Filmabteilung eingestellt. Erst in den späten 1920er Jahren plante das Bildungsministerium die Neugründung einer eigenen Film- und Lichtbildabteilung, die für die Bereitstellung von Lehrfilmen an öffentliche Schulen und Bildungseinrichtungen zuständig war. Im Zuge dieser Vorbereitungen trat das Ministerium erneut in einen Dialog mit klinischen Pädagogen, dem Gesundheitsamt und den öffentlichen Bildungseinrichtungen, die dem Schulkinobund und der Urania angehörten. In Zusammenarbeit initiierte die medizinische Filmgemeinschaft eine Neubewertung des Filmarchivs der früheren FHS und diskutierte weitere Produktionen sowie das Format nationaler Produktions-, Industrie-, Wissenschafts- und Gesundheitsfilme. Der 1929/30 neu gegründete Österreichische Lichtbild- und Filmdienst (ÖLFD) versuchte, das nationale Netzwerk für medizinische und klinische Lehrfilme zu konsolidieren und wiederherzustellen und die Arbeiten, die von der ehemaligen FHS hinterlassen wurden, fortzusetzen. [7]

Das wirtschaftliche Scheitern der FHS lässt sich auch auf ihre enge Verflechtung mit der als überholt geltenden konservativen Struktur der staatlichen Filmabteilung zurückführen, die in den folgenden Jahren nur langsam an Einfluss verlor. Zudem kritisierten Vertreter:innen der nationalen Filmindustrie regelmäßig, dass die FHS bei der Produktion und Gestaltung hochwertiger Filme und Filmprogramme nicht mit den damaligen Standards mithalten konnte.

(Katrin Pilz)

[1] Zertifikationsversorgung bei der staatl. Film­Hauptstelle. ÖStA, AdR, BMU, Zl. 2722, Zl. 2880, ex (30. Juni–24. Juli) 1919; Filmstelle des Kriegspressequartiers. In: Universitätsarchiv Wien (UA) Senatsakt Zl. 369, ex (12.12) 1918/19. Cf. Fortführung der Filmstelle des Kriegspressequartiers für Zwecke der staatlichen Propaganda, Staatsamt für soziale Fürsorge; Errichtung der Film-Hauptsstelle sowie Lichtbildstelle, Direktion des Technischen Museums: ÖStA AdR BMU Zl. 809/101, ex 23.6. 1919; ÖStA, AdR, BMU, Zl. 1269 ex 1919; Brief Staatliche Film­Hauptstelle 17. Mai 1919 an die Deutsch­österreichische Staatskanzlei (Abteilung für Minderheitsschutz). ÖSTA Z. 809/68; Volksbildung und Volkswohlfahrt. Eine staatliche Filmunternehmung. In: Neue Kino-Rundschau, 28. Juni 1919, 1-2.; um gegen „Schundfilm“ zu wirken vgl. Veredelung des Kinos. Die staatliche Filmhauptstelle. In: Arbeiter-Zeitung, 24. September 1919, 5. Die Arbeiten der Filmhauptstelle. In: Der Filmbote, Heft 68,1919, 29 Verena Moritz: Experimente. In: Verena Moritz, Karin Moser, Hannes Leidinger: Kampfzone Kino. Film in Österreich 1918–1938. Wien: Filmarchiv Austria 2008, 33-54.

[2] Mitwirkung des Volksgesundheitsamtes bei Privatfilmwerken. ÖStA, AdR, BMU, Zl. 1932 ex (26.–28.07.) 1922; Aufführung von volksgesundheitlichen Filmwerken durch die Bundes­Film­Hauptstelle. ÖStA, AdR, BMU, Zl. 308 ex (20.–26.01.) 1923. Katrin Pilz, Aufklärungs-, Lehr-, oder Bildungsfilm. Der Wiener Hygienefilm der 1920er- Jahre, in: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung. Körperbilder, Medizin, Gesundheit und Bewegung in der Volks- und Erwachsenenbildung des 19. und 20. Jahrhunderts (2018), 45–59, 53.

[3] Die Anerkennung des Films als potentielles Mittel für Propaganda und öffentliche Bildung wurde auch durch die Explosion der Massenmedien seit dem 19. Jahrhundert erleichtert, was Bemühungen um eine Demokratisierung des Wissens beflügelte. Dies trug zur weiteren Entwicklung des Films als Massenmedium bei und führte auch zu Bedenken hinsichtlich regulatorischer Fragen wie Zensur und seiner Verwendung bei kriegsbezogenen Ereignissen. In Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Deutschland und Österreich wurden während des Krieges nationale Filmpropagandaämter/-abteilungen eingerichtet, und eine erste Generation professioneller Militärkameraleute wurde ernannt. (Frankreich: Section Cinématographique de l'Armée (SCA); Deutschland: Universum Film AG (UFA).)

[4] Tätigkeit der Bundes-Film-Hauptstelle 1921: ÖStA AdR BMU: ÖStA B.K 65/7, Zl. 376 ex 1922.

[5] ÖStA AdR BMU Zl.21591, 809/3,5,8–12, 14–8 ex 1919.

[6] Anonymous: Die Filmkammer, Der Filmbote 8 (1925) 51, 1-4, 4.

[7] E. F.: Umwandlung der österreichischen Bundesfilmhauptstelle in eine Gesellschaft m. b. h. Aus seiner Unterredung mit Direktor Vizepräsident Dr. Hartig. In: Neues Montagsblatt. 31 (1924) 13, 3–4, 4; FHS Filmlisten Ende der 1920er­Jahre übernommen in die Filmliste des Österreichischen Lichtbild­ und Filmdienstes. ÖSTA, AdR, BMU, ÖLFD, 1919–1924, 1929–1938, hier 1932.

Quelle: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx
Volksbildung

Source: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx

Hochschule, Universität, Akademie

Source: FHS_Informationen_KP_2023-06-25.docx
Mariahilferstraße 88a, Wien 7. (hat Büroadresse)

Anmerkung: Büroadresse im "Zitahof".
Quelle: Annonce, in: Die Filmwelt, Nr. 7 (1922), 14–15.

Arsenal 1, Wien 10. (hat Büroadresse)
Leopold Niernberger (hat Mitarbeiter)

Leopold Hartig (hat Mitarbeiter)

Richard Roth (hat Mitarbeiter)

Karl Imelski (hat Mitarbeiter)

Österreichischer Lichtbild- und Filmdienst (hat Nachfolgeorganisation)

Anmerkung:
Der "Österreichische Lichtbild- und Filmdienst" (ÖLFD) des Bundesministeriums für Unterricht ging im Frühjahr 1930 aus der Angliederung des Filmvorrats, der Räume und der Apparate der 1924 aufgelösten Bundesstaatlichen Filmhauptstelle (FHS) an den seit 1921 bestehenden "Lichtbilderdienst des Bundesministeriums für Unterricht" hervor.
Quelle: Gustav Adolf Witt: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien und Leipzig 1931, S. 97.

Staatliches Kriegspressequartier (ist Nachfolgeorganisation)

SHB (hat Nachfolgeorganisation)



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