Verein Skioptikon
Organisation, EDU-A-0000859
Wenn Gustav Adolf Witt, Leiter der Volksbildungsstelle im österreichischen Unterrichtsministerium, 1927 einen Überblick über die bisherigen Errungenschaften im Einsatz von Lichtbild und Film in der Bildung schreibt, dann nimmt der Verein Skioptikon eine zentrale Pionierrolle ein: Der Verein Skioptikon habe, so Witt, "die ganze Schul-Lichtbildbewegunge in Österreich ins Rollen gebracht und viele andere gleichlaufende Bestrebungen ausgelöst". [1] 1891 auf Initiative des Wiener Bürgerschullehrers Johann Poruba gegründet, ist dies "der erste und älteste Verein für Projektionswesen in Österreich." [2] Benannt nach dem Projektionsgerät für Lichtbilder, von dem Poruba 1885 ein Exemplar von einem Unterrichtskongress in Le Havre nach Wien mitbrachte, sammelte und verlieh der Verein Lichtbilderserien für Bildungszwecke. Anfang lag der Schwerpunkt der Vereinstätigkeiten sowohl auf der Volksbildung als auch auf dem Schulbereich. Angesichts der verstärkten Präsenz der Wiener Urania in der Volksbildung konzentrierten sich die Tätigkeiten des Vereins Skioptikon bald vor allem auf die Schulbildung. [3] Anno 1927 stand der Verein, so Witt, "mit etwa 200 Schulen im Leihverkehr", denen fast unentgeltlich "über 350 Bildergruppen“ angeboten werden konnten – die meisten angekauft, manche auch selbstproduziert. [4]
Mitte der 1920er Jahre beteiligte der Verein sich auch an den Aktivitäten und Debatten zu visuellen Lehrmedien, in denen der Film nun eine ebenso große Rolle einnahm. Die in diesem Zusammenhang zentrale Zeitschrift "Das Bild in Schule und Volksbildung" erschien von April 1925 bis zu ihrer Einstellung im Februar 1930 als gemeinsames Organ mehrerer Vereine, darunter auch des Vereins Skioptikon. [5] Wie bei vielen anderen Vereinen – etwa der Film- und Bildarbeitsgemeinschaft der Lehrer Wiens, die später zum Österreichischen Schulkinobund wurde – war Ausgangspunkt und Zentrum der Aktivitäten Wien. Das wird schon an der Person des Vereinsobmanns in diesen Jahren deutlich: Der Wiener Bezirksschulinspektor Ludwig Langwieser stand von mindestens 1924 bis 1932 nicht nur dem Verein Skioptikon vor, sondern auch der 1924 gegründeten Lehrerarbeitsgemeinschaft "Lichtbild". [6] Diese griff wesentlich auf die Bildsammlungen und Infrastrukturen des Vereins Skioptikon zurück. [7] Beide miteinander verknüpften Vereine sind Beispiele für die große Rolle gemeinnütziger Vereinsarbeit für die Verbreitung visueller Lehrmedien in der Zwischenkriegszeit. Vereine wie Skioptikon wurden von öffentlichen Einrichtungen genutzt, in ihrer Expertise für Kommissionen herangezogen und manchmal begünstigt, aber nicht durchgehend getragen. [8] Wie der Österreichische Schulkinobund fand auch der Verein Skioptikon sein Ende im Zuge der Reorganisation des Lehrmittelwesens nach dem "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland. Die Sammlungen und Infrastruktur des Vereins wurden in die neu gegründete Landesbildstelle Ostmark aufgenommen. [9]
(Joachim Schätz)
[1] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 19.
[2] Hammerl, Johann: Der Verein Skioptikon und die Entwicklung des Lichtbildwesens in Österreich, in: Die Quelle H. 12/1924, 1154.
[3] Hammerl, Johann: Der Verein Skioptikon und die Entwicklung des Lichtbildwesens in Österreich, in: Die Quelle H. 12/1924, 1154.
[4] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 19.
[5] Das Bild, H. 4/1925, 1; Das Bild, H. 2/1930, 1.
[6] Witt, Gustav Adolf: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien: Österreichischer Bundesverlag 1931, 48; NN: Spenden für die Lichtbildzentralstelle. (2. Ausweis), in: Das Bild, H. 3/1924, 47; NN: Festversammlung des Vereines Skioptikon, in: Arbeiter-Zeitung, 4.2.1932, 6.
[7] Witt, Gustav Adolf: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien: Österreichischer Bundesverlag 1931, 48–49.
[8] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 38.
[9] WStLA, Akt 3.3.15, Fotos aus dem Bestand der "media wien" (Landesbildstelle), 1855–2006, https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Best++++00000002m08alt#Best____00000002m08alt (2023-01-29).
Mitte der 1920er Jahre beteiligte der Verein sich auch an den Aktivitäten und Debatten zu visuellen Lehrmedien, in denen der Film nun eine ebenso große Rolle einnahm. Die in diesem Zusammenhang zentrale Zeitschrift "Das Bild in Schule und Volksbildung" erschien von April 1925 bis zu ihrer Einstellung im Februar 1930 als gemeinsames Organ mehrerer Vereine, darunter auch des Vereins Skioptikon. [5] Wie bei vielen anderen Vereinen – etwa der Film- und Bildarbeitsgemeinschaft der Lehrer Wiens, die später zum Österreichischen Schulkinobund wurde – war Ausgangspunkt und Zentrum der Aktivitäten Wien. Das wird schon an der Person des Vereinsobmanns in diesen Jahren deutlich: Der Wiener Bezirksschulinspektor Ludwig Langwieser stand von mindestens 1924 bis 1932 nicht nur dem Verein Skioptikon vor, sondern auch der 1924 gegründeten Lehrerarbeitsgemeinschaft "Lichtbild". [6] Diese griff wesentlich auf die Bildsammlungen und Infrastrukturen des Vereins Skioptikon zurück. [7] Beide miteinander verknüpften Vereine sind Beispiele für die große Rolle gemeinnütziger Vereinsarbeit für die Verbreitung visueller Lehrmedien in der Zwischenkriegszeit. Vereine wie Skioptikon wurden von öffentlichen Einrichtungen genutzt, in ihrer Expertise für Kommissionen herangezogen und manchmal begünstigt, aber nicht durchgehend getragen. [8] Wie der Österreichische Schulkinobund fand auch der Verein Skioptikon sein Ende im Zuge der Reorganisation des Lehrmittelwesens nach dem "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland. Die Sammlungen und Infrastruktur des Vereins wurden in die neu gegründete Landesbildstelle Ostmark aufgenommen. [9]
(Joachim Schätz)
[1] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 19.
[2] Hammerl, Johann: Der Verein Skioptikon und die Entwicklung des Lichtbildwesens in Österreich, in: Die Quelle H. 12/1924, 1154.
[3] Hammerl, Johann: Der Verein Skioptikon und die Entwicklung des Lichtbildwesens in Österreich, in: Die Quelle H. 12/1924, 1154.
[4] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 19.
[5] Das Bild, H. 4/1925, 1; Das Bild, H. 2/1930, 1.
[6] Witt, Gustav Adolf: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien: Österreichischer Bundesverlag 1931, 48; NN: Spenden für die Lichtbildzentralstelle. (2. Ausweis), in: Das Bild, H. 3/1924, 47; NN: Festversammlung des Vereines Skioptikon, in: Arbeiter-Zeitung, 4.2.1932, 6.
[7] Witt, Gustav Adolf: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien: Österreichischer Bundesverlag 1931, 48–49.
[8] Witt, Gustav Adolf: Lichtbild und Lehrfilm in Österreich, Wien 1927, 38.
[9] WStLA, Akt 3.3.15, Fotos aus dem Bestand der "media wien" (Landesbildstelle), 1855–2006, https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Best++++00000002m08alt#Best____00000002m08alt (2023-01-29).
Lehrfilm-Organisationen in Österreich: Ein Überblick (is related to)
Johann Poruba (hat Gründer*in)
Ludwig Langwieser (hat Leiter*in)
Landesbildstelle Ostmark (hat Nachfolgeorganisation)
Hans Kaindlstorfer (hat Leiter*in)
Österreichischer Bildspielbund (hat Anteil an)
Ludwig Langwieser (hat Leiter*in)
Landesbildstelle Ostmark (hat Nachfolgeorganisation)
Hans Kaindlstorfer (hat Leiter*in)
Österreichischer Bildspielbund (hat Anteil an)